BOKU Forschungsprojekt: Welchen Effekt haben androgene Substanzen auf unser Ökosystem?

Am Campus Tulln spielen Schimmelpilze eine große wissenschaftliche Rolle. In einem neuen Projekt helfen die Pilze bei der Suche nach hormonwirksamen Substanzen im Ökosystem.

Am Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie der BOKU Wien am Campus Tulln wird unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Joseph Strauss ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel „Androgen“ in Angriff genommen. Im Rahmen eines Besuches ließ sich VP Wissenschaftssprecher Christoph Kaufmann das Projekt erläutern und zeigte sich begeistert: „Mit den Forschungsschwerpunkten erneuerbare Ressourcen, Bioressourcen und biobasierte Technologien wird am Campus Tulln international anerkannte Spitzenforschung betrieben. Gerade was im Bereich der Pilzforschung hier passiert ist jedes Mal aufs Neue beeindruckend!“ Im Mittelpunkt des aktuellen Projektes steht die Ausscheidung hormonwirksamer androgener Substanzen (ähnlich Testosteron) im Kot und Urin landwirtschaftlicher Nutztiere und welche Effekte diese auf das aquatische Ökosystem haben können. Immerhin wird die weltweit erzeugte fäkale Biomasse von Mensch und Tier auf rund 3,9 Billionen Kilogramm (2014) geschätzt und dabei gelangen auch große Mengen an Hormonen in das Ökosystem. Bereits durchgeführte Studien haben sich schon erfolgreich mit den Auswirkungen von Östrogenen im Grundwasser beschäftigt, jetzt machen sich die Forscher der BOKU auf der Suche nach dem männlichen Hormon im Ökosystem. Dazu bedienen sie sich einmal mehr der Hilfe von Pilzen, die in einer ersten Phase speziell geimpft als massentauglicher Biosensor für den Nachweis von Androgenen im Wasser dienen sollen. In Phase II sollen dann Kotproben von Rindern, Schweinen und Pferden in verschiedenen Reproduktionsphasen auf den Androgengehalt im Kot untersucht werden und erhoben werden, in welchem Ausmaß das Mikrobiom des Darms Androgene bildet. Weiters soll festgestellt werden, ob Mikroorganismen auch bei der Lagerung von Kot, Harn oder Gülle androgenwirksame Verbindungen bilden oder ob es zum Abbau dieser Substanzen kommt. In der praktischen Anwendung könnte man in weiterer Folge eine Verbesserung der Gewichtszunahme bei Nutztieren erzielen oder auch Fortschritte bei der therapeutischen Unterstützung bei kastrationsresistentem Prostata-Karzinom erzielen. Das gesamte Projekt wird vom Land Niederösterreich über das FTI-Programm unterstützt und soll bis Oktober 2020 laufen.